Marrigje de Maar

In sechs Jahren und auf fünf Reisen nach China formte sich eine substanzielle Serie. Während in vielen chinesischen Städten riesige Wohngebiete abgerissen wurden, um Platz für die neue Zeit und deren Lebensweisen zu machen, entdeckte de Maar eine noch überraschend große Bandbreite an Typen und Nutzungsweisen klassischer Wohngebäude. Ihre Serie führt den heimelige, althergebrachten Charakter chinesischer Haushalte sowie deren kulturelle Vielfalt direkt vor Augen.

Der C-Print, den wir Ihnen als Edition Hatje Cantz anbieten können, ist für uns eines der beeindruckendsten Bilder dieser faszinierenden Serie. Aus der Dunkelheit des Raumes – die Fotografin nutzt für ihre Aufnahmen nur natürliches Licht und verändert nichts am Arrangement der Interieurs– scheinen wenige Möbel und  Gegenstände auf: Tisch, Bänke, ein paar Schüsseln, Töpfe und einige Tücher. Einfachste Dinge, deren Schönheit, ja Kostbarkeit Marrigje de Maar sichtbar macht. Das Chiaroscuro und die exquisite Farbigkeit ihres Fotos erinnern an niederländische Gemälde des goldenen Zeitalters. Wir fühlen uns wie Zeitreisende. Aus welchem Jahrhundert stammt das Tableau, das sie uns hier zeigt?
Marrigje de Maar (*1944 in Den Haag) fotografiert die vergängliche Welt des Zuhauses, des Verwurzeltseins. Sie versteht jeden Innenraum als Porträt von Identität. Die studierte Soziologin sucht nach jenen beeindruckenden und magischen Orten, an denen Familien seit Generationen zusammentreffen und an denen sich das Leben selbst in ein Haus "eingegraben" zu haben scheint. Sehr bedeutsam ist auch de Maars ungewöhnliche Behandlung des Lichts - ihre Fotos sind wahre Meisterwerke des Helldunkels.